Vater zu sein ist etwas Wunderschönes und doch birgt diese Rolle Herausforderungen, die überfordernd sein können. Doch wer die Schwierigkeiten kennt, ist vorbereitet und kann das Vatersein geniessen. Wir erklären euch, was Männer in der der Vaterrolle durchmachen.
Die neue Rolle des Vaters
Ende des 19. Jahrhunderts schrieb Wilhelm Busch: «Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr.» An dieser Aussage hat sich bis heute nichts geändert, jedoch war dazumal die Rolle des Vaters ganz anders als heute. Die Anforderungen an den Mann sind neu definiert worden. Ein Mann ist nicht mehr nur der Ernährer, er sollte auch in der Kindererziehung aktiv teilnehmen.
Diese neue Einbindung des Vaters in das Familienleben hat ohne Zweifel sehr viele positive Aspekte. Kinder lernen so Fähigkeiten von beiden Elternteilen. Zudem kann die Bindung des Kindes zum Vater gestärkt werden. Aber auch die Mutter wird entlastet, indem sich der Nachwuchs nicht mehr nur auf sie konzentriert. Ein weiterer positiver Punkt ist der Effekt, dass der Mann sich so als aktiven und integrierten Teil der Familie fühlt und nicht ausgeschlossen wird.
Trotz diesen Vorteilen kommt der Mann aber auch unter Druck, da er gleichzeitig einen herausfordernden Job nach geht. Denn die Rolle als Ernährer will man resp. muss man dennoch nachgehen, auch wenn heute viele Frauen weiterarbeiten. Es ist oft nicht möglich, um Punkt fünf das Büro zu verlassen. Der Gedanke, dass man wieder ein Abendessen mit der Familie verpasst, führt schon während der Arbeit zu Stress.
Natürlich kennen auch arbeitende Mütter dieses Problem, jedoch sind Väter in dieser Situation oft stärker unter Druck. Sie wollen unbedingt bei der Arbeit erfolgreich sein, um das Einkommen der Familie zu sichern und gleichzeitig ein fürsorglicher Vater sein.
Fehlende Babyerfahrung in der Vergangenheit
Frauen werden schon seit Kindesalter viel mehr mit den Themen Baby und Kindererziehung konfrontiert. Mädchen fangen an, ihr Taschengeld mit Babysitten zu verdienen und belegen Babysitter Kurse, während die Jungs ihr Geld bei der Gartenarbeit erhalten. Wenn man im Teenageralter Auslandserfahrung sucht. Nutzen überdurchschnittlich mehr Teenagerinnen das Angebot als Au Pair zu arbeiten als Teenager.
Auch als Erwachsene sind Frauen viel mehr dem Thema Kind ausgesetzt. Ihnen wird schnell einmal ein Kind in den Arm gedrückt, um es kurz zu halten. Sobald eine Frau in ihrem Umfeld ein Kind hat, erfahrt sie oft etliche Geschichten über Schwangerschaft, Geburt und Stillen. Bei den Männern findet dieser Erfahrungsaustausch hingegen oft nicht statt.
Viele frisch gebackene Väter kommen also in eine Situation, auf die sie überhaupt nicht vorbereitet wurden. Für sie ist viel mehr neu und ungewohnt als für die Frau. Als Mann fühlt man sich so sehr schnell inkompetent und überfordert. Dieses Ungewisse ist unangenehm und man hat Angst, Dinge falsch zu machen. Es führt deswegen gern dazu, dass man sich zurückziehen will.
Hilfe suchen und Hilfe finden
Eine Studie hat gezeigt, dass Männer bedeutend weniger den Arzt aufsuchen als Frauen, obwohl sie im Durchschnitt an mehr Krankheiten leiden. Der Grund dafür liegt in einem Stereotypen, der in vielen Köpfen verankert ist. Männer sollten stark sein und keine Schwächen haben. Dies führt auch dazu, dass Sie in anderen Lebensbereichen viel weniger Hilfe suchen.
Väter bleiben oft allein mit ihren Sorgen über das Familienleben, während Mütter beim noch so intimsten Problem direkt zu ihrer besten Freundin gehen. Dieses Anstauen von Sorgen führt jedoch früher oder später zu einer Überforderung des Vaters.
Erschwerend kommt dazu, dass dem Vater auch viel weniger Hilfsangebote bereitgestellt werden. Die Unterstützung während Schwangerschaft, Geburt und Kleinkindalter ist vor allem auf die Mutter ausgerichtet. So gibt es Schwangerschaftsgymnastik, Hebammen, Geburtsvorbereitungskurse, Stillberatung und Mütterberatung. Wer eine Vaterberatung möchte, muss richtig danach suchen.
Den Platz in der Familie finden
Durch das intensive Stillen am Anfang erhalten die Frauen auf natürlichem Weg ihre Rolle in der Familie. Bei frisch gebackenen Vätern ist dies nicht ganz so einfach. Oft fühlen sie sich durch diese starke Mutter-Kind-Bindung ausgeschlossen. Schnell passiert es, dass sie das Gefühl haben, nur noch ein Beobachter dieser Beziehung zu sein. Ihr ursprünglicher Platz als Liebhaber und Mann ist plötzlich in den Hintergrund gerückt.
Neben dem natürlichen Aufgabenbereich, die die Frau hat und die dem Mann fehlen, ist auch das Rollenbild eine Hürde. Die Mutterfigur mit ihren Eigenschaften ist in vielen Köpfen tief verankert. Bei der Vaterrolle sind die Aufgaben hingegen nicht so klar. Die heutige Vaterfigur hat sich in den letzten Jahrzehnten erst entwickelt. Männer haben so kein Rollenbild, an dem sie sich einfach orientieren können und ihnen ihr Platz in der Familie zuweist.
Die neue Situation, die man als frischgebackene Familie antrifft, birgt auch Vater Herausforderungen. Verschiedene Gründe führen dazu und oft unterscheiden sie sich von den Problemen, die eine Mutter hat. Wichtig ist es, die Ursachen zu kennen und zu wissen, dass man mit diesen Hürden des Vaterseins nicht allein ist. Wer weiss, wo die Schwierigkeiten liegen, kann sich darauf vorbereiten und sich viel mehr auf das Schöne des Vaterseins fokussieren.